„Der Hype um die E-Mobilität verstellt den Blick auf die wirkliche
Herausforderung: die Vermeidung von Verkehr und die Verlagerung zu Bahn,
Bus – und in den Städten Fahrrad.
Das E-Auto kann einen Beitrag zur Verringerung von CO2-Emissionen leisten.
Wesentliche Anforderungen an die in Zukunft notwendige Verkehrspolitik kann es
aber nicht erfüllen:
1. Auch das E-Auto verursacht durch die Produktion (vor allem der Batterien) und
den Betrieb mit Strom aus Kohle und Gas erhebliche Emissionen, die im Vergleich zu
Dieselfahrzeugen je nach Größe des E-Autos und Strommix zwischen 70 und 90
Prozent ausmachen (Gesamt-Emission aus Erzeugung und Betrieb). Die von
Erzeugern von E-Autos beworbene Null-Emission gibt es nicht.
2. Bus und Bahn emittieren je Personenkilometer nur etwa ein Drittel der
Emissionen im Vergleich zum E-Auto.
3. Erfahrungen aus Norwegen zeigen, dass dort E-Mobilität zu Lasten des ÖPNV
geht: Viele Norweger fahren mit dem E-Auto statt mit Bahn oder Bus zur Arbeit. So
entsteht mehr Verkehr auf der Straße.
4. Zur Lösung des Stau-Problems trägt das E-Auto nicht bei. Es braucht genau so
viel Platz wie das Auto mit Verbrennungsmotor. Das norwegische Beispiel zeigt, dass
der Straßenverkehr durch E-Mobilität zunehmen kann.
5. Feinstaub, der aus der Verbrennung von Benzin oder Diesel entsteht, entfällt
beim E-Auto. Aber Feinstaub durch Reifenabrieb wird auch durch das E-Auto
verursacht. Bei Strom aus Kohle verlagert sich die Emission von der Straße zum
Standort des Kraftwerks.
6. E-Autos verursachen wenig Motorengeräusch, müssen aber mit Lärmquellen
ausgestattet werden. Ab einer Geschwindigkeit von 40 km/h überwiegen
Rollgeräusche und die Überwindung des Luftwiderstands. So leistet das E-Auto
keinen wesentlichen Beitrag zum Lärmschutz.
7. Der Verbrauch von Ressourcen ist bei der Erzeugung von E-Autos wesentlich
größer als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Das gilt insbesondere für
große E-Autos mit großen Batterien.
8. Die Gewinnung des für die Erzeugung von Batterien notwendigen Lithiums
verursacht erheblich Umweltprobleme.
Aus diesem Blickwinkel heraus ist die Finanzspritze des Bundes in der Höhe von elf Mrd. Euro
an die ÖBB für Taktverdichtungen und neues Wagenmaterial seitens der Fahrgastvertretung
probahn ÖSTERREICH sehr zu befürworten. Weitere Finanzmittel sind für die Verkehre für
Privatbahnen ebenfalls aufzustocken. Diese sollten die Direktvergabe an die ÖBB nicht beim
Bundesverwaltungs-gericht zu hintertreiben zu versuchen, sondern selbst ihre
Leistungsangebote verstärken.
Für probahn ÖSTERREICH
Peter Haibach
BILDTEXT: Inbesondere im internationalen Zugverkehr nach Italien müssen modernere Züge
eingesetzt werden. Foto: C. Posch