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Covid-19-Präventivmaßnahmen im öffentlichen Verkehr

Die Covid-19-Pandemie hat das Verhalten der Menschen in Österreich, Europa und weltweit signifikant verändert. Man sieht es an den Wirtschafts- und Arbeitslosenzahlen, aber leider auch in tragischer Weise an den Hospitalisierungs- und Verstorbenen-Zahlen.

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Eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen bei einer Pandemie, neben regelmäßigem Händewaschen und dem Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS), ist die Einschränkung sozialer Kontakte. Dies geschah einerseits durch Reisebeschränkungen im internationalen Flug- und Bahnverkehr und anderseits auch durch Beschränkungen im Alltagsverkehr. Diese Beschränkungen im Alltagsverkehr wurden durch die Förderung von Homeoffice und Verhängung von Geschäfts- und Gastronomieschließungen und Ausgangsbeschränkungen unterstützt.
Die genannten Maßnahmen hatten und haben jedoch auch Auswirkungen auf den Öffentlichen Verkehr. Einerseits verringerte sich dadurch die Nachfrage, und dieser Rückgang hat eine signifikante Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit des ÖV. Anderseits erhöhen die gesetzlich vorgeschriebenen Präventivmaßnahmen wie z.B. Abstandsregeln die Nachfrage nach Öffentlichem Verkehr und erhöhen damit die Kosten. Diese Problematik wurde in einigen Ländern – Österreich ist eines davon – noch dadurch verschärft, dass neben einer Reduktion des ÖV-Angebots das Autofahren durch Maßnahmen wie zum Beispiel die Aufhebung von Parkgebühren in Innenstädten zusätzlich attraktiver wurde, was in weiterer Folge zu einem weiteren Rückgang der ÖV-Nachfrage führte – ein Teufelskreis wurde damit ausgelöst.

Ein weiteres Problem des ÖV ist das hohe subjektive Covid-19 Ansteckungspotenzial. Nationale und internationale Befragungen von ÖV-Benutzern lassen darauf schließen, dass ÖV-Benutzer der Meinung sind, dass die Ansteckungs-gefahr mit Covid-19 im ÖV sehr hoch ist. Die Gründe dafür sind neben direkten Wahrnehmungen (Enge während Stoßzeiten, lasche MNS-Tragebereitschaft) auch indirekte Wahrnehmungen, welche sich auf unprofessionelle Medienarbeit der ÖV-Betreiber und widersprüchliche Maßnahmen im Bereich Verkehr der einzelnen Staaten zurückführen lassen. Am Beispiel Österreich sind folgende Maßnahmen zu nennen: Medienmeldungen, wonach Pendler anstatt des ÖV den privaten Pkw nutzen sollen, die schon oben angesprochene Aufhebung von Parkgebühren in Innenstädten und die Verbilligung von fossilem Treibstoff seit März 2020 etc. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll gewesen, das Treibstoffpreisniveau zumindest konstant zu halten. Aus Klimaschutzgründen hätte der Preis für fossile Treibstoffe schon vor dem Ausbruch der Pandemie, aber spätestens danach durch Steueranpassungen so gestaltet werden sollen, dass er kontinuierlich um einen gewissen Prozentsatz steigt. Eine solche Vorgehensweise würde für alle Beteiligten (Wirtschaft und Bevölkerung) eine berechenbare Preisentwicklung bedeuten und es ermöglichen, durch geeignete Maßnahmen mittel- und langfristig auf umwelt-freundliche, klimaschonende Mobilität umzusteigen. Speziell in der Pandemiezeit, also seit dem Frühjahr 2020, hätten die so lukrierten Mehreinnahmen dazu verwendet werden können, Verluste im ÖV oder anderen öffentlichen Bereichen zu mildern. Leider wurde dieses Instrument seitens der Regierung(en) nicht genutzt. Festzuhalten ist, dass eine von Kollegen aus Italien, China, Slowenien, Ungarn und uns durchgeführte internationale Literatur-Analyse keine Evidenz dafür finden konnte, dass Covid-Cluster auf die Benützung von ÖV zurückzuführen sind. Die Maßnahmen MNS-Tragepflicht und die Einhaltung der allgemeinen Hygienevorschriften (Händewaschen, regelmäßiges Desinfizieren der Verkehrsmittel und Abstandhalten) reichen anscheinend aus, um das Ansteckungsrisiko bei der ÖV-Benutzung so gering zu halten, dass es nach derzeitigem Wissensstand nicht nachweisbar ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Pandemie bald besiegt werden kann. Der Klimawandel aber geht ungehindert weiter. Die Herausforderung wird sein, die notwendigen Verhaltens-änderungen in der Mobilität hin zum Umweltverbund durch geeignete verkehrs-politische Maßnahmen wieder auf das Vor-Pandemiezeitenniveau und noch weiter zu steigern. Der ÖV muss in Zukunft eine führende Rolle einnehmen, um eine umweltfreundliche Mobilität zu ermöglichen!

Autor Günther Emberger